Bruderschaft der Black Dagger
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Wrath
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Wrath


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Euer Chara
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BeitragThema: Leseprobe   Leseprobe I_icon_minitimeSa Sep 17, 2011 8:49 pm

Weißt du, wovon ich träume, Süßer?
Butch O'Neal setzte seinen Scotch ab und betrachtete die Blondine, die ihn angesprochen hatte. Hier im VIP-Bereich des ZeroSum war sie in ihren weißen Lacklederstrapsen schon eine heiße Nummer. Eine Kreuzung aus Barbie und Barbarella. Das Sortiment des Reverend war immer vom Feinsten, aber vielleicht war sie auch Model für FHM oder Maxim.
Sie legte ihre Hände auf den Marmortisch und beugte sich zu ihm vor. Ihre Brüste waren perfekt, das Beste, was man für Geld kaufen konnte. Und ihr Lächeln war strahlend, ein Versprechen auf kommende Freuden, für die man Kniepolster benutzt. Ob nun für Geld oder nicht, das war eine Frau, die ausreichend zu schlucken bekam und das auch gut fand.
Na, was ist, Süßer?, übertönte sie die hämmernden Techno-Beats. Willst du meinen Traum nicht in Erfüllung gehen lassen?
Er verzog leicht die Lippen. Keine Frage, sie würde heute Nacht jemanden glücklich machen. Vermutlich eine ganze Busladung voller Glückspilze. Aber er würde nicht in dem Doppeldecker mitfahren.
Sorry, du musst dir einen anderen Prinzen suchen.
Ihr völliger Mangel an Reaktion klärte die Frage nach ihrem Berufsstand. Mit einem leeren Lächeln schwebte sie zum nächsten Tisch und zog dort die gleiche Nummer ab.
Butch legte den Kopf in den Nacken und saugte den letzten Rest Lagavulin aus seinem Glas. Ohne weitere Verzögerung winkte er einer Kellnerin. Sie kam gar nicht an seinen Tisch, sondern nickte nur und machte sich direkt auf die Socken, um Nachschub zu beschaffen.
Es war fast drei Uhr morgens, der Rest des Dreigespanns würde also in einer halben Stunde auflaufen. Vishous und Rhage waren unterwegs, um Lesser zu jagen, die seelenlosen Bastarde, die ihre Art vernichten wollten. Doch wahrscheinlich würden die beiden Vampire enttäuscht hier landen. Der geheime Krieg zwischen ihrer Spezies und der Gesellschaft der Lesser war den ganzen Januar und Februar über eher stockend geführt worden, denn nur wenige Vampi
rjäger ließen sich blicken. Das war eine gute Nachricht für die Zivilbevölkerung, gab der Bruderschaft aber Grund zur Sorge.
Hallo, Bulle. Die tiefe Männerstimme ertönte direkt hinter Butchs Kopf.
Butch lächelte. Bei dem Geräusch musste er immer an nächtlichen Nebel denken; die Sorte, die eine tödliche Gefahr verhüllt. Gut, dass er etwas für die dunkle Seite übrighatte.
N'Abend, Reverend, gab er zurück, ohne sich umzudrehen.
Ich wusste, du würdest sie wegschicken. Kannst du Gedanken lesen?
Manchmal.
Butch warf einen Blick über die Schulter. Der Reverend stand in lässiger Pose im Schatten, die Amethystaugen leuchtend, der Iro auf seinem Kopf kurz rasiert. Sein schwarzer Anzug war großartig: Valentino. Butch besaß genau den gleichen.
Wobei das gute Stück im Fall des Reverend von seinem eigenen Geld gekauft worden war. Der Reverend, alias Rehvenge, alias Bruder von Zs Shellan Bella, war der Eigentümer des ZeroSum und verdiente an allem, was hier über beziehungsweise unter dem Ladentisch ging, mit. Bei all der Verderbtheit, die in diesem Klub zum Verkauf stand, war sein Sparschwein sicher am Ende jeder langen Nacht bis zum Bersten gefüllt.
Nee, die war nichts für dich. Jetzt setzte sich der Reverend neben ihn und glättete die perfekt geknotete Versace-Krawatte. Und ich weiß auch, warum du Nein gesagt hast.
Ach ja?
Du magst keine Blonden.
Nicht mehr, genauer gesagt. Vielleicht hat sie mir einfach nicht gefallen.
Ich weiß, was du willst.
Als Butchs frischer Scotch eintraf, befasste er sich sofort intensiv mit dem Inhalt seines Glases. So, so, weißt du das.
Das ist mein Job. Vertrau mir.
Nichts für ungut, aber in der Sache lieber nicht.
Ich sag dir mal was, Bulle. Der Reverend beugte sich ganz nah zu ihm, und der Mann roch fantastisch. Cool Water von Davidoff war eben einfach immer wieder gut. Ich helfe dir trotzdem.
Butch schlug ihm auf die massige Schulter. Ich interessiere mich nur für Barkeeper, Kumpel
. Von barmherzigen Samaritern bekomme ich Ausschlag.
Manchmal wirkt einfach nur das Gegenteil.
Dann haben wir aber verdammtes Pech. Butch deutete mit dem Kopf auf die halb nackte Menge, die sich zugedröhnt auf der Tanzfläche wand. Hier sehen alle gleich aus.
Komisch, während seiner Jahre bei der Polizei von Caldwell war Butch das ZeroSum immer ein Rätsel gewesen. Jeder wusste, dass es eine Sex- und Drogenhölle war. Aber niemand war in der Lage gewesen, genügend Verdachtsmomente auf den Tisch zu legen, um endlich einen Durchsuchungsbefehl zu bekommen - obwohl man an jedem beliebigen Abend hier reinmarschieren und Dutzende von Gesetzesverstößen beobachten konnte. Meistens gleich zwei auf einmal.
Doch seit Butch sich mit der Bruderschaft herumtrieb, wusste er warum. Der Reverend hatte einiges in der Trickkiste, wenn es darum ging, die menschliche Wahrnehmung von Ereignissen und Umständen zu verändern. Als Vampir konnte er das Kurzzeitgedächtnis jedes Menschen löschen, Überwachungskameras manipulieren und sich nach Lust und Laune dematerialisieren. Der Typ und sein Laden waren ein bewegliches Ziel, das sich nie bewegte.
Sag mal, begann Butch, wie hast du es eigentlich geschafft, deine kleine Nebenbeschäftigung hier vor deiner Aristokratenfamilie geheim zu halten?
Der Reverend lächelte leicht, sodass nur die Spitzen seiner Fänge zu sehen waren. Sag mal, wie hat es ein Mensch geschafft, so dicke mit der Bruderschaft zu werden?
Nachdenklich tippte Butch an sein Glas. Manchmal geht das Schicksal bescheuerte Wege.
Wie wahr, Mensch. Wie wahr. Als Butchs Handy klingelte, stand der Reverend auf. Ich schicke dir was rüber, Kumpel.
Wenn es kein Scotch ist, will ich es nicht haben.
Du wirst schon sehen.
Glaube ich nicht. Butch klappte sein Handy auf. Was ist los, V? Wo seid ihr?
Vishous keuchte wie ein Rennpferd, im Hintergrund heulte der Wind: die Symphonie einer Verfolgungsjagd. Scheiße, Bulle. Wir haben Probleme.
Sofort wurde
bei Butch sämtliches Adrenalin auf einmal ausgeschüttet. Wo seid ihr?
In einem Vorort. Die verdammten Lesser haben angefangen, Zivilisten in ihren Häusern zu jagen.
Butch sprang auf. Ich bin schon unterwegs ...
Nichts da. Du bleibst, wo du bist. Ich hab nur angerufen, damit du nicht glaubst, wir wären tot oder so, wenn wir nicht auftauchen. Bis später.
Die Verbindung war weg.
Butch ließ sich wieder auf seinen Platz sinken. Vom Nachbartisch dröhnte lautes, fröhliches Lachen herüber, irgendein toller Witz, der alle zum Prusten brachte.
Butch starrte in sein Glas. Vor sechs Monaten hatte er nichts im Leben gehabt. Keine Frau. Keine Familie, der er nahestand. Kein vernünftiges Zuhause. Und sein Job bei der Mordkommission hatte ihn aufgefressen. Dann war er wegen Polizeibrutalität an die Luft gesetzt worden und hatte sich in Folge einiger wirklich absonderlicher Ereignisse der Bruderschaft angeschlossen. Hatte die eine und einzige Frau kennengelernt, die ihm je den Atem verschlagen hatte. Und außerdem hatte er seinen Klamottenstil vollkommen umgekrempelt.
Zumindest der letzte Punkt war positiv zu bewerten.
Eine Zeit lang hatten diese Veränderungen die Realität verschleiert, aber nach und nach war ihm aufgefallen, dass er trotz aller äußerer Unterschiede im Prinzip genau da stand, wo er seit jeher gestanden hatte: Er war auch nicht besser dran als damals, als er noch in seinem alten Leben dahinvegetierte. Er gehörte immer noch nirgends dazu, fühlte sich stets außen vor, drückte sich die Nase an der Scheibe platt.
Während er seinen Scotch leerte. dachte er an Marissa und stellte sich ihr hüftlanges blondes Haar vor. Ihre blasse Haut. Ihre hellblauen Augen. Ihre Fänge.
Der Reverend hatte recht - keine Blonden für ihn. Mit einer Hellhaarigen könnte er nie im Leben intim werden.
Ach, was sollte dieser Haarfarbenblödsinn. Keine Frau in diesem Klub oder auf dem ganzen Planeten konnte Marissa das Wasser reichen. Sie war rein wie ein Kr
istall, sie brach das Licht, verbesserte das Leben um sich her, leuchtete durch ihre Anmut.
Mist. Er war ja so ein Trottel.
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