Bruderschaft der Black Dagger
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Wrath
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Wrath


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Euer Chara
Partner: Beth
Gattung: Vampir (reinrassig)
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BeitragThema: Leseprobe   Leseprobe I_icon_minitimeSa Sep 17, 2011 8:46 pm

Auf der Anderen Seite wanderte Payne durch das Heiligtum. Das federnde grüne Gras kitzelte ihre nackten Fuß-
sohlen, während ihr der süße Duft des Geißblatts und der
Hyazinthen in die Nase stieg. Seitdem sie von ihrer Mutter
aufgeweckt worden war, hatte sie noch keine Stunde geschlafen, und obwohl ihr das zuerst seltsam erschienen war,
dachte sie nun nicht mehr darüber nach. Es war einfach so.
Wahrscheinlich hatte ihr Körper zuvor so lange geruht,
dass es nun für ein ganzes Leben reichte.
Als sie zum Tempel des Primals kam, betrat sie ihn
nicht. Auch am Eingang zum Hof ihrer Mutter ging sie
vorüber – es war noch zu früh für Wrath und ihr gemeinsames Kampftraining, was der einzige Grund für sie war,
den Hof zu betreten.
Als sie jedoch zum Wohnbereich der Auserwählten
kam, öffnete sie die Tür. Allerdings hätte sie nicht sagen
können, was sie dazu veranlasst hatte, am Türknauf zu drehen und über die Schwelle zu treten.

Die Wasserschalen, die die Auserwählten lange Zeit verwendet hatten, um die Ereignisse zu verfolgen, die sich zutrugen, waren auf den zahlreichen Schreibtischen in Reih
und Glied aufgestellt. Daneben lagen Pergamentrollen
und Federkiele bereit.
Ein Lichtschimmer erregte ihre Aufmerksamkeit, und
sie ging hinüber zu seinem Ursprung. Das Wasser in einem der Kristallbecken bewegte sich in immer langsamer
werdenden Kreisen, als ob es gerade erst berührt worden
wäre.
Payne sah sich um. »Hallo?«
Sie erhielt keine Antwort. Aber der süße Duft von Zitronen legte nahe, dass No’One mit ihrem Reinigungstuch
erst kürzlich hier gewesen war. Was eigentlich eine Zeitverschwendung war, denn hier gab es weder Staub noch
Schmutz, der entfernt werden musste. Aber No’One war
eben Teil der großen Tradition der Auserwählten.
Es gab nichts zu tun, was einem größeren Zweck diente.
Nur Beschäftigung um der Beschäftigung willen.
Als Payne sich umdrehte, um wieder zu gehen, und an
all den leeren Stühlen vorbeikam, war das Scheitern der
Jungfrau der Schrift ebenso offensichtlich wie die alles dominierende Stille.
Sie mochte die Frau, die ihre Mutter war, nicht, um ehrlich zu sein. Aber es war eine traurige Tatsache, dass alle
großen Pläne, die sie geschmiedet hatte, schließlich gescheitert waren: das Zuchtprogramm, um ein starkes Vampirvolk zu schaffen; der Kampf gegen den Feind und dessen Niederlage; eine große Nachkommenschaft, die ihr
voller Liebe, Gehorsam und Freude dienen würde.
Und wo stand die Jungfrau der Schrift jetzt? Sie war allein, wurde von niemandem angebetet und von niemandem gemocht.

Und die kommenden Generationen würden wahrscheinlich noch weniger ihrem Weg folgen, nachdem bereits so viele Eltern von der Tradition abgewichen waren.
Payne verließ den leeren Raum und trat in das milchige
Licht hinaus …
Unten beim Spiegelbecken bewegte sich eine in leuchtendes Gelb gekleidete Gestalt, tanzend wie eine Tulpe in
einer leichten Brise.
Payne ging auf die Gestalt zu, und als sie näher kam,
erkannte sie Layla, die scheinbar ihren Verstand verloren
hatte.
Die Auserwählte sang ein Lied ohne Text, ihr Körper
bewegte sich zu einem Rhythmus ohne Melodie, und ihr
Haar flatterte wie eine Fahne im Wind.
Es war das erste Mal, dass die Auserwählte ihr Haar
nicht als Knoten im Nacken trug – oder zumindest hatte
Payne sie noch nie ohne diese Frisur gesehen.
»Meine Schwester!«, rief Layla und hielt inne. »Verzeih
mir.«
Ihr strahlendes Lächeln war heller als das Gelb ihrer
Gewänder und ihr Duft stärker als jemals zuvor. Ihr Zimtgeruch schwebte in der Luft, wie ihre liebliche Stimme es
vor kurzem getan hatte.
Payne zuckte mit den Schultern. »Es gibt nichts zu verzeihen. Fürwahr, dein Lied hat mein Ohr erfreut.«
Layla ließ die Arme weiter elegant hin- und herschwingen. »Was für ein wundervoller Tag heute ist, nicht wahr?«
»In der Tat.« Plötzlich wurde Payne von einem Gefühl
der Angst überrollt. »Deine Stimmung ist heute viel besser.«
»Oh ja.« Die Auserwählte drehte sich im Kreis, streckte
ihren Fuß elegant aus und sprang dann in die Höhe. »Fürwahr, es ist ein herrlicher Tag.«

»Was hat dir denn den Tag versüßt?« Eigentlich kannte
Payne die Antwort bereits. Stimmungsänderungen fanden
selten spontan statt, sondern erforderten in der Regel einen Auslöser. Layla verlangsamte ihren Tanz und ließ ihre
Arme sinken. Sie hob ihre eleganten Finger an den Mund
und schien nach den richtigen Worten zu suchen.
Sie muss ei­nem Bru­der un­ein­ge­schränkt zu Diens­ten ge­we­sen
sein, dachte Payne. Ihre Erfahrung als Eh­ros war nun keine
bloße Theorie mehr.
»Ich …« Ihre Wangen waren stark gerötet.
»Sag nichts mehr, aber sei gewiss, dass ich mich für dich
freue«, murmelte Payne. Und das stimmte zum Großteil.
Aber ein Teil von ihr fühlte sich auf seltsame Weise entmutigt.
Waren nun sie selbst und No’One die Einzigen hier, die
zu nichts nutze waren? Es schien so.
»Er hat mich geküsst«, erzählte Layla und sah auf das
Spiegelbecken. »Er hat seine Lippen auf die meinen gelegt.«
Anmutig setzte sich die Auserwählte auf den Marmorrand und ließ ihre Hand durchs ruhige Wasser gleiten. Einen Augenblick später gesellte sich Payne zu ihr. Manchmal war es besser, irgendetwas zu fühlen als gar nichts.
Selbst wenn es nur Schmerz war.
»Hat es dir gefallen?«
Layla betrachtete ihr Spiegelbild. Das blonde Haar fiel
ihr über die Schultern hinab und bis zur spiegelnden
Oberfläche des Beckens. »Er war … wie Feuer in meinen
Adern. Ein Feuersturm, der … mich verzehrte.«
»Du bist jetzt also keine Jungfrau mehr?«
»Doch. Er küsste mich nur und beließ es dann dabei. Er
sagte, er wolle, dass ich mir ganz sicher sei.«
Das sinnliche Lächeln, das über das Gesicht der Auser-
wählten huschte, spiegelte ihre Leidenschaft wider. »Ich
war mir sicher und bin es immer noch. Er ist es auch. In
der Tat war sein muskulöser Körper bereit für mich. Es
verlangte ihn nach mir. Auf diese Weise begehrt zu werden, war ein unvergleichliches Geschenk. Ich hatte gedacht, die Vollendung meiner Ausbildung wäre mein einziges Ziel. Aber jetzt weiß ich, dass mich auf der Anderen
Seite noch viel mehr erwartet.«
»Nur mit ihm?«, murmelte Payne. »Oder durch die Erfüllung deiner Pflichten?«
Dies ließ tiefe Falten auf Laylas Stirn erscheinen.
Payne nickte. »Ich stelle fest, dass es dir mehr um ihn
geht als um deine Rolle als Auserwählte.«
Es folgte eine längere Pause. »Die große Leidenschaft
zwischen uns ist doch sicher ein Anzeichen dafür, dass
wir vom Schicksal füreinander bestimmt sind, oder etwa
nicht?«
»Dazu kann ich nichts sagen.« Paynes Erfahrung mit
dem Schicksal war ein einziger, glänzender, blutiger Moment … gefolgt von langer Untätigkeit. Keines davon versetzte sie in die Lage, sich zu jener Art von Leidenschaft
zu äußern, auf die sich Layla bezog.
Oder besser gesagt, in der sie schwelgte.
»Verurteilst du mich deswegen?«, flüsterte Layla.
Payne blickte die Auserwählte an und dachte an den
leeren Raum mit all seinen freien Tischen und den Schalen, die schon lange nicht mehr von geschulten Händen
gewärmt worden waren. Laylas Freude, die in Ereignissen
außerhalb des Lebens als Auserwählte wurzelte, schien ein
weiterer unvermeidlicher Abschied zu sein. Und das war
gar nicht schlecht.
Payne berührte die Auserwählte an der Schulter. »Überhaupt nicht. Fürwahr, ich freue mich für dich.«
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